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Sarah Niklowitz

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„Yoko Ono: Music of the Mind“: Sind wir zu dumm für ihre Kunst?

Posted on Juli 7, 2025Juli 8, 2025 by admin

Normalerweise besuche ich Ausstellungen, Konzerte und andere Aufführungen jeglicher Kunst gern alleine. Gerade, wenn ich darüber schreiben möchte, brauche ich meine gesamte Kapazität für mein eigenes Erleben, das ohne Umschweife einen Text in meinen Gedanken formt. Diesmal schloss ich mich jedoch einem Familienausflug an, insgesamt waren wir also sechs Menschen, die sich zum gemeinsamen Kunsterleben verabredeten. Ich war glücklich, dass endlich jemand aus meinem nahen Umfeld meine Interessen mehr oder minder teilte. Auch wenn man sich zwischendurch vor dem ein oder anderen Stück gemeinsam wunderte, wandelte ich größtenteils solo durch die Hallen und verweilte länger als der Rest der Gruppe in Yokos Gesellschaft – und damit auch zwischen den anderen Besucher:innen.

Eigentlich wollte ich über die Ausstellung „Yoko Ono: Music of the Mind“ schreiben. Doch wäre es wirklich ein Artikel aus meiner Feder, wenn er sich nicht auf die vermeintlichen Nebensächlichkeiten konzentrierte?

Zu dumm für Yokos Kunst?

Okay, sind wir zunächst mal ehrlich: Ich stehe regelmäßig in Ausstellungen vor Gemälden, Skulpturen oder Installationen und kann mir nicht im Geringsten vorstellen, was mir das sagen soll. Manchmal muss ich mir auch ein Kichern verdrücken und mein Gesicht sagt laut: „Häää?“. Ich wage hier die These aufzustellen, dass es uns allen ab und an so geht und jeder Mensch, der mir sagt, dass es bei ihm nicht so ist: shame on you, little liar.

Das heißt nicht, dass wir die Kunst oder die Person dahinter nicht respektieren, ganz im Gegenteil! Ich möchte jedenfalls nicht, dass meine Werke einfach nur nett belächelt werden. Lieber soll diskutiert und gelacht und nachgefragt werden. Wollen wir mit unserer Kunst nicht Emotion und Reaktion auslösen? Beim Blick auf acht leere Einmachgläser auf einem Regal, die unter anderem beschriftet waren mit „Halber Schrank“, fragte eine meiner Begleitpersonen:

„Sind wir zu dumm, um die Kunst von Yoko Ono zu verstehen? Oder sind wir dumm, weil wir Geld bezahlen, um leere Einmachgläser zu betrachten?“

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Eine Hippie-Braut und zwei Männer im Querformat

Drei Menschen fielen mir während meines Besuchs bei „Yoko Ono: Music of the Mind“ besonders ins Auge. Zwei ließen mich ein paar Sekunden in eine Art Schockstarre verfallen, eine zauberte mir in gleichmäßigen Abständen ein Lächeln ins Gesicht. Die Augen der Hippie-Braut leuchteten beim Betreten eines jeden Raumes auf und sie zückte ihre Handykamera vor Ausstellungsstücken, die sie offenbar berührten oder zum Lachen brachten. Ich schloss mich ihr gelegentlich an und geduldig wartete die jeweils andere, bis der perfekte Shot eines feinen Schriftzuges oder einer Schwarz-Weiß-Fotografie gelungen war. So frei und staunend, wie sie sich durch den Ausstellungsort bewegte, erinnerte sie mich an meinen dreijährigen Neffen: Ohne Filter zeigte sie Freude und Begeisterung, guckte auch mal schief und ging mit hochgezogener Augenbraue weiter.

In dem abgedunkelten Raum erscheinen die beiden Männer im Querformat. Zwei Männer, irgendwo zwischen 55 und 60 schätze ich, zückten ihre Handys in einem entweder sorgfältig gewählten oder absolut zufälligen Moment. Als ich seit einigen Minuten andächtig die Performance „Cut Piece“ auf dem flimmernden Bildschirm betrachtete und ehrfürchtig dabei zusah, wie Yoko Ono Stück für Stück die Kleider vom Leib geschnitten wurden, tauchten rechts und links von mir zwei Männer auf, die instant ihre Handys zückten, sie ins Querformat legten, ein Foto von Yoko in nichts als einem BH mit gekapptem Träger und Unterhose knipsten und weitergingen als wäre nichts gewesen. Ich blickte mich irritiert um, schaute ihnen hinterher, auf den Bildschirm mit der fast nackten Künstlerin, in die Gesichter der anderen Besucher:innen – hatte das hier niemand anderes gesehen? Oder löste es in niemandem außer mir Unbehagen aus? Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich entschuldigte mich irgendwie wortlos bei Yoko, weil ich nichts dagegen tat.

Ein Boot, blaue Farbe, Zettel, Mama.

Ein Flüchtlingsboot, ein ehemals weißer Raum und blaue Stifte. Beim Betreten dieses Teils der Ausstellung malt ein Mädchen auf dem Boden sitzend mit dem blauen Wachsmalstift auf die bereits reichlich beschriftete und bemalte Fläche als gäbe es kein Morgen. Zwischen Herzen, gekritzelten Linien und „Cindy was here“ lassen sich hauptsächlich politische Botschaften finden. „Free Palestine“ und „Free Gaza“ nehmen bedeutenden Raum ein. Fast thronend über dem Geschehen entdecke ich den Schriftzug: „Leben kann actually schön sein“ und lächle.

Der letzte Raum der Ausstellung im Gropius Bau erscheint in seiner Helligkeit als extremer Kontrast – das Licht am Ende des Tunnels? An der Seite Schreibtische mit Stiften und weißem Papier, dazu die Aufforderung unserer Mutter eine Botschaft zu hinterlassen. Die Wände sind gepflastert mit Zeichnungen, Bildern, Traueranzeigen, Vergebung, Wut, Dankbarkeit, Vermissen. Ich kann nicht anders, als Zettel für Zettel zu betrachten und mich zu fragen, wer wohl hinter dieser und jener Botschaft steckt. Ich kann zu fast allen von ihnen eine Verbindung spüren.

Yoko Ono macht uns alle zu Künstler:innen…

…wir müssen es nur zulassen. An dieser Stelle möchte ich zur Anfangsfrage zurückkehren, ob wir zu dumm für Yokos Kunst sind. Naja, irgendwie schon erst mal würde ich sagen. Denn diese Ausstellung ist nicht einfach nur da, um betrachtet zu werden, sie ist überhaupt nichts für die Menschen, die gerne mit Kenner-Gesichtsausdruck und hinter dem Rücken verschränkten Händen nickend vor Gemälden stehen. Das ist der Punkt, der uns dumm dastehen lässt. Wie viele von uns denken, man muss Kunst irgendwie auf eine bestimmte Art und Weise verstehen und immer etwas Schlaues dazu sagen können. Ich glaube, Yoko Ono macht nicht nur Kunst für uns, sondern lädt uns dazu ein, selbst zu den wichtigsten und größten Künstler:innen zu werden.

Ich hätte mir Kunstunterricht bei Yoko Ono gewünscht – Nägel in die Wand schlagen, Uhren stehlen und zerstören, Schatten verbinden und Botschaften in die Welt hinaussenden. Vor allem aber lässt sie uns hinsehen und zuhören. Und sie lehrt mich: Gesehen werden in all seinen Facetten, mit all den Ideen, die wir in uns tragen, ist wunderschön. Sich zeigen und dabei nicht beschämt zur Seite blicken. Auch wenn nicht alle unser Tun verstehen. Wir können es trotzdem einfach machen.

  • Traust du dich, Künstler:in zu werden?
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